Im vergangenen Herbst hatte Gregor einen längeren Aufenthalt in Japan, wo ihm glücklicherweise eine Werkstatt zur Verfügung stand. Zuvor ist es vielleicht nicht unangebracht etwas abzuschweifen und dem geneigten Leser ein paar Eindrückevon dort zu vermitteln.
Da sich die Werkstatt im etwa 40 Kilometer entfernten Shincaichi-Bezirk der Stadt Kobe befand, stand jedesmal eine halbe bis dreiviertel Stunde Bahnfahrt auf dem Plan, um an den geliebten Drucktisch zu gelangen. Für Ausländer ist es ja bekanntlich so schon nicht ganz leicht, in Japan zurande zu kommen, ausgenommen der Tatsache man beherrscht die Landessprache in Wort und Schrift. Das Benutzen der öffentlichen Verkehrsmittel setzt dem Ganzen noch eins drauf, da nahezu nichts in Englisch ausgeschrieben ist und allein der blosse Erwerb eines Fahrscheins am Automaten ohne Hilfe Einheimischer nahezu unmöglich ist. Interessant und spannend, vor allem für Graffiti-und Beatstreet-Nostalgiker ist der Umstand, dass auf vielen S-Bahnlinien Züge fahren, die denen der alten New Yorker Bauart sehr nahe kommen. Diese waren ja in besagter Metropole schon zu Beginn der Achziger ein Schatten ihrer selbst, welche über die kreative Ausgestaltung durch die engagierte Stadtjugend bekanntlich eine letzte Aufwertung erfuhren. In Kobe kann man diese Denkmäler der Transport-und Kunstgeschichte gleichermassen, in bestem Zustand bewundern und sogar im regulären Betrieb benutzen. Alles, bis hin zu den Sitzbezügen original und wie neu.
Überhaupt macht den Japanern weltweit niemand etwas an Ordnung und Sauberkeit vor. Schon gar nicht die Deutschen, von denen lediglich ein derart lautendes Klischee in der Welt umgeht, von welchem jeder Deutsche selber weiss, dass es jeder Grundlage entbehrt.
Alles scheint stehts wie frisch gewaschen und sortiert. Allerdings schlägt sich dies auch auf die allgemeine Atmosphäre nieder, wo alles, nun ja... ein wenig steif daherkommt. Ständiges Bitte, Danke und Entschuldigung machen dem erklärten Bohemian das Leben auf Dauer zur Qual.
Derer die jetzt meinen, sie verwundere dies nicht im Mindesten, es sei ja hinlänglich bekannt, dass die Japaner völlig durchgeknallt sind,
werden unter den Lesern nicht wenige sein.
Auch wenn diesem Vorurteil viel Wahres zugrunde liegt, sei an dieser Stelle versichert, dass das Leben in den Grundzügen dem in jedem anderen westlichen Land entspricht.
Die Kinder bekommen von Mutti morgens ihr Fresspaket vorbereitet, bevor es zur Schule geht. Danach wird der Vati ebenso versorgt in die Arbeit entlassen.
Und Abends findet sich alles wieder amAbendbrots-tisch, respektive vorm Fernseher wieder.