Dienstag, 29. Juni 2010

Im vergangenen Herbst hatte Gregor einen längeren Aufenthalt in Japan, wo ihm glücklicherweise eine Werkstatt zur Verfügung stand. Zuvor ist es vielleicht nicht unangebracht etwas abzuschweifen und dem geneigten Leser ein paar Eindrückevon dort zu vermitteln.
 Da sich die Werkstatt im etwa 40 Kilometer entfernten Shincaichi-Bezirk der Stadt Kobe befand, stand jedesmal eine halbe bis dreiviertel Stunde Bahnfahrt auf dem Plan, um an den geliebten Drucktisch zu gelangen. Für Ausländer ist es ja bekanntlich so schon nicht ganz leicht, in Japan zurande zu kommen, ausgenommen der Tatsache man beherrscht die Landessprache in Wort und Schrift. Das Benutzen der öffentlichen Verkehrsmittel setzt dem Ganzen noch eins drauf, da nahezu nichts in Englisch ausgeschrieben ist und allein der blosse Erwerb eines Fahrscheins am Automaten ohne Hilfe Einheimischer nahezu unmöglich ist. Interessant und spannend, vor allem für Graffiti-und Beatstreet-Nostalgiker ist der Umstand, dass auf vielen S-Bahnlinien Züge fahren, die denen der alten New Yorker Bauart sehr nahe kommen. Diese waren ja in besagter Metropole schon zu Beginn der Achziger ein Schatten ihrer selbst, welche über die kreative Ausgestaltung durch die engagierte Stadtjugend bekanntlich eine letzte Aufwertung erfuhren. In Kobe kann man diese Denkmäler der Transport-und Kunstgeschichte gleichermassen, in bestem Zustand bewundern und sogar im regulären Betrieb benutzen. Alles, bis hin zu den Sitzbezügen original und wie neu.

Überhaupt macht den Japanern weltweit niemand etwas an Ordnung und Sauberkeit vor. Schon gar nicht die Deutschen, von denen lediglich ein derart lautendes Klischee in der Welt umgeht, von welchem jeder Deutsche selber weiss, dass es jeder Grundlage entbehrt. 
Alles scheint stehts wie frisch gewaschen und sortiert. Allerdings schlägt sich dies auch auf die allgemeine Atmosphäre nieder, wo alles, nun ja... ein wenig steif daherkommt. Ständiges Bitte, Danke und Entschuldigung machen dem erklärten Bohemian das Leben auf Dauer zur Qual.
Derer die jetzt meinen, sie verwundere dies nicht im Mindesten, es sei ja hinlänglich bekannt, dass die Japaner völlig durchgeknallt sind,
werden unter den Lesern nicht wenige sein.
Auch wenn diesem Vorurteil viel Wahres zugrunde liegt, sei an dieser Stelle versichert, dass das Leben in den Grundzügen dem in jedem anderen westlichen Land entspricht. 
Die Kinder bekommen von Mutti morgens ihr Fresspaket vorbereitet, bevor es zur Schule geht. Danach wird der Vati ebenso versorgt in die Arbeit entlassen. 
Und Abends findet sich alles wieder amAbendbrots-tisch, respektive vorm Fernseher wieder.

Deshalb zurück zum eigentlichen Gegenstand des Artikels. Es sind nämlich eine ganze Anzahl von neuen Arbeiten entstanden. 
Neben einem Konzertplakat für die Wooden Shjips, gestaltete Gregor ein Weiteres für den Auftritt der Crystal Antlers, beides Veranstaltungen des Cafe Nine in New Haven (US). 
Diese sind auf landesüblichem Kent- oder Gayoshikarton gedruckt. Letzterer ist haptisch etwas gröber.
Die Monate in Kobe gaben die Möglichkeit sich weiter mit den Feinheiten und Problemen des Siebdruckverfahrens vertraut zu machen und auch die ersten Experimente zu wagen. Deshalb wurden weitere, ganz freie Arbeiten ins Werk gesetzt, bei denen halbtransparente Überblendungen und Direktmischungen auf dem Sieb probiert wurden. Dies ist einer davon.



Die Metalliktöne in beiden Farbfassungen sind auf den Bildern leider nicht zu erkennen, darum sei hier nochmal ausdrücklich auf deren Einsatz hingewiesen. Diese Sonderauflage, welche auf 50 Stück editiert ist, wird nicht regulär erhältlich sein. Diese Drucke werden nur als Prämienbeilage an ausgewählte Freunde der Gespensterei verschickt. Also, wer hier fleissig die Plakate der Jungs sammelt, hat diesen unter Umständen mal mit in der Post.                                                                                                                                                                                                                                           
Von Japan, ab ins heimische Dresden, dort stand Keelhaul auf dem Plan und das im stattlichem B2-Format. Das Motiv stammt auch vom Teilzeitjapaner. 
Dieser hatte sich ja um den Hamburg-Termin geradezu gerissen, nur um sein, dem Bandnamen entsprechend maritimes Motiv im Einklang mit dem Veranstaltungsort zu wissen. Sicherlich wurde dabei irgendeinem braven Hanseaten die Möglichkeit genommen, seiner Stadt künstlerisch zu huldigen und mit den daraus resultierenden Druckerzeugnissen ein paar Taler am Konzertabend zu verdienen. 
Denn die grossartige Gelegenheit seine Plakate während der Show, vor Ort  feilbieten zu dürfen, musste ja aus räumlichen Gründen  in den Wind geschlagen werden.
Der serigrafische Teil der Arbeit ist von dessen Bruder Clemens und seinem Kollegen Lars in der Wildsmile-Werkstatt ausgeführt worden. Die ganze Serie von Konzertplakaten zur Keelhaul-Europa Tour hat ja in Gestalter- und Sammlerkreisen ordentlich für Wirbel gesorgt. Von der französischen Kollegin Mathilde Arnault a.k.a. Tanxxx initiiert haben sich weitere namhafte Künstler, wie Lars P. Krause, Fritte und Damien Tran an dieser Aktion beteiligt.
Spectery kam mit diesem Vierfarbdruck heraus. Auch hier wurde mit halbtransparenten Ebenen gearbeitet.
                                                                            
Kaum war das neue Jahr angebrochen, wurde es gleich stressig mit Entwurf und Herstellung des Posters zum Jucifer-Konzert im Stella Blue in Archeville(US). Dieser Termin flatterte erst ziemlich knapp rein, was der Bande nur eine Woche Zeit zur Realisierung gab. 

Man beschied sich deshalbsich deshalb dieses mal wieder mit den üblichen drei Farben.
Wie uns auf der Leonhardtstrasse berichtet wurde, war dieses Motiv recht knifflig, da die letzte Ebene obschon halbtransparent angelegt trotzdem die Kontrastebene bildete. Was beim Anmischen der Farben schonmal Schweissperlen auf der Stirn provoziert.
Einen zweiten Versuch stand nicht zur Verfügung ob des knappen Budgets an Zeit und Geld
Man bedenke, wir haben es hier mit Neulingen zu tun und der Postweg nach Amerika ist Lichtjahre weiter als der Geografische. Schlussendlich musste beim Porto dann doch ordentlich nachgebuttert werden, damit man dort mit der Verschickung etwas in die Gänge kommt und der Band- und Clubanteil der Beauties noch rechtzeitig die Patton Ave erreicht.
Überhaupt stellt der Übersee-Transfer einen nicht unerheblichen Pferdefuss in der Rechnung dar. Nicht nur das es auch schonmal über einen Monat dauern kann bis eine Sendung ihren Empfänger erreicht, nein auch die Preisvorstellungen der deutschen Post für´s verschicken einer simplen Papprolle sind Jenseits aller Verhältnisse.
Doch da wir es mit Ästheten feingeistigen Naturells zu tun haben die, Zeitdruck und Kostenexplosion hin oder her, solch schnöde Nebensächlichkeiten nicht anficht, gönnt man sich ein herzhaftes "Scheiß drauf" und nimmt sich lieber die Zeit, minutiös Arbeitsabläufe zu dokumentieren und verträumt aus dem Fenster in den Schnee zu gucken.